Skip to main content

2 - Wieder im Zug Richtung Jena.

Es ist der 01.11.2023 und ein Spender, der für die Lebendspende in Frage kommt wurde ausgewählt. Nun stehen für die „auserwählte“ Person noch einige Untersuchungen an, die stationär im UKJ durchgeführt werden.Dazu ist geplant, das Ganze innerhalb von einer Woche abzuarbeiten. Und leider sind da auch Untersuchungen dabei, die nicht ganz so spaßig sind.
 
Ungeachtet der täglichen Blutabnahmen stehen u.a. ein Herzecho, Belastungs-EKG, Lungenfunktionstest, Sonografie, MRT und eine Darmspiegelung auf dem Programm. Es wird also im wahrsten Sinne des Wortes der Spender einmal von oben bis unten und von innen nach außen untersucht.
 
Auch diese Untersuchungen sind für den Spender natürlich mit einem gewissen Grad von Anspannung verbunden. Denn man mag es positiv betrachten: Man bekommt auf Krankenkassenkosten des Empfängers einen Krankenhaus-Aufenthalt (oder wie in Jena ein kleines Gesundheitsapartement im Rahmen des Smarten Wohnens, siehe unten) mit Vollpension und ein Gesundheits-Check-Up gesponsert. Negativ betrachtet schwingen die Gedanken mit: Was passiert, wenn etwas gefunden wird, mit dem ich doch bisher ganz gut leben konnte, und ich wollte es doch eigentlich gar nicht wissen? Um solche Fragen zu klären, stehen einem unterstützend die Transplantionsbeauftragten der jeweiligen Kliniken zur Verfügung. Auch kann man jederzeit psychologische Hilfestellungen bekommen und - vielleicht noch viel wichtigter - bei Bedenken, kann man bis zum letzten Moment seine Zustimmung zum Eingriff noch zurückziehen. Auch, wenn wie in unserem Fall die OP-Aufklärung schon unterschrieben ist. Denn es ist ein riesen Unterschied, einer Sache theoretisch zuzustimmen und sie praktisch auch zu machen.
 
Die OP-Aufklärung ist auch eine Sache für sich. Ungeschönt werden Risiken und mögliche Komplikationen angesprochen. Woran man sich als Wartelisten-Patient vielleicht schon etwas gewöhnt hat, mit solchen Informationen konfrontiert zu werden, ist der Spender nicht vertraut. Viele Zahlen und Wahrscheinlichkeiten werden genannt und die Dauer der Nachbehandlung nach der OP sind nicht zu verachten. Beim Spender geht man von 1 bis 3 Tagen auf der Intensivstation aus, anschließend geht es auf die Normalstation und dann folgt noch die Reha. Als Empfänger ist man entsprechend länger auf der Intensivstation und der dann folgende Ablauf ist der selbe. Wie lang das alles im Einzelnen dauert, ist natülich von Fall zu Fall unterschiedlich und kann pauschal vorher nie gesagt werden.
 
Jeder Mensch geht anderes mit Eingriffen an seinem Körper um. Denoch ist es meine Überzeugung, dass ein postives Mind-Set und eine gewisse körperliche Fitness nicht schaden, um schneller und besser mit der Situtation zurecht zu kommen. Man kann weitaus mehr aushalten, als man sich manchmal zutraut.
 
Allerdings läuft auch bei uns nicht alles rund, so musste das psychologische Gespräch, weswegen ich eigentlich nach Jena gefahren bin, leider verschoben werden. Dafür fand das OP-Aufklärungsgespräch statt. Zu diesem ist vielleicht noch wichtig zu sagen, dass bei diesem Gespräch neben einem Facharzt auch ein Arzt eines anderen Fachgebietes dabei ist, um sicher zu stellen, dass durch das Krankenhaus, den Operateur oder den Empfänger kein Druck auf den Spender ausgeübt wird. Ein nicht ganz zu vernachlässigender Fakt: Mag man sich vor dem Gespräch noch fragen, warum dieses für zwei Stunden angesetzt ist, ist man danach froh, dass sich wirklich diese Zeit genommen wurde um mit Empathie und Fachwissen auf die Fragen und Bedenken der betreffenden Personen eingegangen wurde. Aus unserer Sicht können wir sagen, dass die Kompetenz und die Ruhe uns überzeugt haben, für so einen wichtigen Eingriff an der richtigen Adresse zu sein.
 
Und es geht stetig weiter. Vermutlich ist der OP-Termin schon im Januar. Zuvor findet wie gesagt das psychologische Gespräch und das Gespräch mit der Ethik-Kommission statt. Auch werden an mir noch alle relevanten physischen Untersuchungen vorgenommen.
 
Für mich ist ein wichtiges Fazit aus diesem Termin, dass es sehr wichtig ist, dass der Patient sich vom Arzt ernstgenommen fühlt und sich auch ein Vertrauen aufbaut. Denn immerhin vertrauen wir diesen Ärzten unser Leben an und auch das Leben eines uns sehr wichtigen Menschen! Unserem Helden fürs Leben!