Foto: Ute Opper
Das Herz ist nicht nur ein Hohlmuskel, ein Pumporgan, welches uns am Leben erhält. Seit alters her hat das Herz in vielen Kulturen die Bedeutung als Zentrum des Lebens, der Seele und als Sitz der Gefühle.
Somit ist das Herz Ort und Träger unserer physischen und psychischen Vitalität.
Wenn das Herz erkrankt ist, zerbricht diese Integrität und wir haben nicht nur eine körperliche Erkrankung zu tragen, sondern auch enorme psychische Belastungen. Daher ist jede Phase einer Herztransplantation mit unterschiedlichen psychischen Anforderungen verbunden.
Die Psychologin Francine Shapiro hat einmal gesagt, eine Herztransplantation bedeute ein neues Bündel von Problemen anstatt der alten zu bekommen (Shapiro 1990). In dieser Aussage ist die Einsicht gebündelt, dass nach einer Transplantation das Leben nicht unkompliziert und problemlos sein wird, und dieses von den Betroffenen anerkannt werden muss.
Wenn die Herzerkrankung so weit fortgeschritten ist, dass nur noch eine Transplantation das Überleben sichern kann, tritt in der Regel ein Schock ein, weil die Möglichkeit eines baldigen Todes in das Bewusstsein rückt.
Akut erkrankte, häufig jüngere Patienten erleben einen unmittelbaren Abbruch ihrer Lebenslinie und empfinden sich durch den rasanten Verlust ihrer Leistungsfähigkeit mit den Grenzen ihres Körpers konfrontiert.
Sie durchleben ähnliche Phasen wie Kübler-Ross sie für die Konfrontation mit unheilbarer Krankheit beschrieben hat. Die psychische Aufgabe besteht darin innerlich zu einer eindeutigen Einstellung zur Möglichkeit der Herztransplantation zu gelangen.
Langjährig Erkrankte sind auf die Listung häufig besser eingestellt und empfinden diese häufig als Erleichterung.
In der Phase der Voruntersuchungen, der Evaluation tauchen oft Sorgen auf, ob man als guter Kandidat eingeschätzt wird und auf die Liste aufgenommen wird.
Viele Patienten verbergen Schwächen und versuchen oft entgegen der inneren Befindlichkeit stark zu erscheinen.
Dann beginnt die sehr belastende Wartezeit, in der die körperliche Leistungsfähigkeit in der Regel weiter abnimmt. Luftnot, Schwäche und Verzweiflung nehmen zu. Durch die Unsicherheit den Transplantationszeitpunkt noch erreichen zu können, werden häufig unerträgliche Todesängste und Panikattacken hervorgerufen.
Die Patienten können ihre Lage nicht beeinflussen und fühlen sich von der Klinik und vom Schicksal anderer, d.h. ihrem Tod abhängig. Viele sind zwischen dem Wunsch weiter zu leben oder die verbleibende Zeit zum Abschied nehmen zu nutzen zerrissen.
© Psychosomatik im DHZB Berlin
Dr. W. Albert, Dipl. Psych. D. E. Schöne