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5 - Transplantation auf eine etwas andere Weise betrachtet

102 1280x720Prometheus ist ein Gott, der den Titanen zugehörig ist. Als ein Gott untersteht  er Zeus, den er jedoch täuscht. Anstatt Zeus bei einem Tieropfer die guten Teile des Opfers zu übergeben, gibt er Zeus nur die wertlosen Teile und behält das genießbare Fleisch um es seinen Schützlingen zu geben. Als Strafe nimmt Zeus ihm das Feuer, welches sich Prometheus wieder von den Göttern zurückholt. Auf Befehl des Göttervaters wird Prometheus im Gebirge fest geschmiedet. Ein Adler sucht ihn dort regelmäßig heim und frisst von seiner Leber. Da diese sich stets erneuert, wird er jede Nacht wieder vom Adler heimgesucht.¹

Ich widme mich heute mal dem Thema Transplantation auf eine etwas andere Weise. Denn, obwohl wir keine Götter sind, hat auch unsere Leber die einzigartige Eigenschaft sich zu regenerieren. Das heißt, kommt es zu einer Teilentfernung kann der unversehrte Teil in der Regel nach 6 Monaten wieder die ursprüngliche Größe erreichen. Dadurch ist eine Entfernung der Leber von bis zu 80 % möglich.²

Die Leber ist ein Organ, was oft von der Aufmerksamkeit etwas unterrepräsentiert ist. Abgesehen von plumpen Sprüchen, wie: “Was früher eine Leber war, ist heute eine Minibar“, macht sie eigentlich nicht auf sich aufmerksam. Man hat keine Schmerzen, sie ist da und tut ihre Arbeit. Dabei spielt die Leber bei allen Stoffwechselprozessen eine wesentliche Rolle. Sie reguliert u. a. den Fettstoffwechsel, hält den Blutzucker im Gleichgewicht, aber auch Vitamine wie Eisen und Kupfer werden von ihr gespeichert und bei Bedarf an das Blut abgegeben.3

nancy ascherDer Grund, warum ich mich etwas näher mit diesem Thema beschäftigt habe, ist ausnahmsweise nicht meine eigene Erkrankung, sondern eine Doku, die ich auf Netflix gesehen habe: „Der chirurgische Schnitt - Lebendspende“. 4 Begleitet wird in dieser Episode Dr. Nancy L. Ascher, eine Chirurgin, die 1949 in Detroit geboren wurde. Sie studierte zu einer Zeit Medizin an der University of Michigan, in der es absolut nicht üblich war, dass Frauen sich einer solchen Profession widmen. 1982 wurde sie Klinische Direktorin des Lebertransplantationsprogramms in Minnesota. 1991 hat man sie an der University of California zur Leiterin der Transplantation ernannt. Neben ungefähr 400 begutachteten Arbeiten, ist sie Mitglied einer Einheit der WHO, welche sich für Organspende und Transplantation im Kampf gegen den Organhandel einsetzt. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, die Organspende in den Ländern zum laufen zu bringen, in denen es bisher nicht funktioniert. Und dabei spricht sie nicht von Entwicklungsländern, wie wir an Deutschland ja bestens sehen können.

Nicht zu vergessen ist aber: Sie ist die erste Frau die eine Leberlebendspende durchgeführt hat. Sie machte sich die Leberspende und vor allem auch die Lebendspende zu ihrer Mission. Dazu sagte sie, das Leben sei wie ein Tanz auf dem Seil. Viele kleine Schritte. Der Rest ist warten. Wenn man noch wartet, anstatt zu gehen, hat man seine Aufgabe im Leben noch nicht gefunden.

Was sie für mich zu einer wirklich bewundernswerten Frau macht, die in vielerlei Hinsicht faszinierend ist, ist die Tatsache, dass sie selbst ihrer Schwester eine Niere gespendet hat. Auch wenn sie also manchmal streng gegenüber ihren Schülern ist, erwartet sie doch „nur“ Perfektion. Dafür, dass Andere leben können. Denn sie kennt auch die andere Seite. Die eines Angehörigen, die eines Spenders. Sie versteht die Ängste und auch die Hoffnungen, die mit einem solchen Eingriff verbunden sind.

Die Präzision mit der Chirurgen sich Transplantationen widmen, ist ein Faktor, den wir auch als Patienten nicht unterschätzen dürfen. Es lastet auch auf ihnen ein immenser Druck. Denn immerhin warten nicht nur die Familien und Freunde darauf zu hören, dass alles gut gegangen ist, auch für den Arzt ist es natürlich etwas Wundervolles zu sehen, wie es dem ehemaligen Patienten geht. Sicherlich mag es auch Fälle geben, in denen es nicht so ist. Jeder von uns wird sich vermutlich daran erinnern, wer es war, der einem sagte, dass man transplantiert werden muss. Und genau so können wir uns doch erst recht daran erinnern, wer sagte „Wir haben ein passendes Organ“ oder „Ja wir können die Lebendspende machen“. Ich kann diese Dokumentation wirklich wärmstens empfehlen und möchte daher auch mit ein paar Worten von Nancy Ascher schließen: „Wenn man über genügend Kenntnis verfügt, über eine Expertise, ist es einfach wundervoll anderen Menschen, Ländern und Kollegen dort zu helfen.“

 

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Prometheus

2https://www.klinikum-stuttgart.de/kliniken-institute-zentren/klinik-fuer-allgemein-viszeral-thorax-und-transplantationschirurgie/standort-katharinenhospital/klinische-schwerpunkte/leberchirurgie

3 https://stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/die-leber-grosses-organ-mit-grosser-wirkung

4 https://www.moviepilot.de/serie/the-surgeon-s-cut